Chronik des NABU Lippe

Schon in den Anfangsjahren bemühten wir uns um den Erhalt von Kopfweiden. Foto: Dr. K. Steinheider
Schon in den Anfangsjahren bemühten wir uns um den Erhalt von Kopfweiden. Foto: Dr. K. Steinheider

Angefangen hat alles mit der Gründung des Kreisverbandes Lippe im Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV) am 16.12.1977.  Zum 1. Vorsitzenden wird  Dr. Hans Joachim Thomas aus Detmold gewählt. In den zwei darauf folgenden Jahren  werden Vogelnistkästen angeschafft, ein erster Krötenzaun errichtet und betreut, Kopfweiden geschnitten und erste Hecken neu angepflanzt. Im schneereichen Winter 1978/79 wird eine Winterfütterung von Bussarden und Schleiereulen durchgeführt, um sie vom drohenden Hungertod zu bewahren. Am 23.07.1979 erfolgte die Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht Lemgo.

Ein bedeutender Schritt war der Ankauf eines 1,4 ha großen Feuchtgebiets in Maspe im Oktober 1979 durch die Arbeitsgruppe Blomberg.  Dieses bildete die Keimzelle für ein Feuchtgebiet-Verbundsystem im Raum Blomberg, das bis zum Jahr 1989 auf eine Größe von 19 ha anwuchs. Wesentlichen Anteil an der Entstehung dieses Biotopkomplexes hatte der Leiter der AG Blomberg und leidenschaftliche Naturfotograf Bernhard Brautlecht. Am 09.06.1982 wird der bisherige Stellvertreter Hermann Schierholz als 1. Vorsitzender eingesetzt. Dr. Klaus Steinheider rückt in das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden vor.

Am 20.07.1983  gelingt es der Arbeitsgruppe Extertal eine Orchideenwiese am Lütkenberg in der Gemarkung Schönhagen zu pachten. Hierdurch konnte die weitere Trockenlegung der Fläche durch Drainage verhindert werden. Später kauft der Kreis Lippe die Wiese und weitere Flächen in der Umgebung von insgesamt 21 ha Größe als Kernstück des späteren NSG Hummerbruch Die Gestaltung dieser Kernzone, bei der Ackerflächen in Wiesen umgewandelt und insgesamt 4,7 km Hecken gepflanzt wurden, erfolgte überwiegend durch die Naturschutzjugend (NAJU) Lippe unter der Leitung von Hartwig Schultz.

 

Seit 1986 bemüht sich die Arbeitsgruppe Detmold intensiv um den Aufbau eines örtlichen Biotopverbundsystems in Detmold und arbeitet dabei eng mit der Stadtverwaltung zusammen. 1991 wird der Öffentlichkeit eine "Kleinräumige Biotopverbundplanung für den Norden von Detmold" von Gisela Tubes vorgestellt und 1997 durch eine "Kleinräumige Biotopverbundplanung für den Süden von Detmold" von Susanne Wagner  vervollständigt. Eine weitere Arbeit befasst sich mit dem Thema "Schutz, Pflege und Entwicklung landschaftlicher Kleinstrukturen von ökologischer und kultureller Bedeutung", Diese Arbeit über Mergelgruben, kleine Steinbrüchen und Hohlwege in Detmold wird 1995 durch Elke Borsdorf fertig gestellt. Insgesamt konnten in Detmold seit 1986 über 40 ha Biotopfläche angekauft, gepachtet oder in Kooperation mit den Eigentümern für den Naturschutz erhalten und aufgewertet werden. 1998 konnte die Staff Stiftung Lemgo gewonnen werden, den Rolfschen Hof in Berlebeck mit 15 ha Fläche zu erwerben. Inzwischen sind weitere 5 ha dazu gekommen.

 

Hermann Schierholz tritt am 25.03.1987 aus Altergründen vom Amt des 1. Vorsitzenden zurück und wird als Ehrenvorsitzender gewählt. Als neuer Vorsitzender wird Dr. Klaus Steinheider eingesetzt, als Stellvertreter rückt Bernd Mühlmeier auf.

 

Mit Manfred Brinkmeier wird am 01.02.1988 eine erste ABM- Kraft eingestellt. Die steigende Mitgliedszahl, die Größe der gekauften und gepachteten Flächen erforderten eine hauptamtliche Kraft. Schwerpunkt der Arbeit war die Kartierung aller betreuter Flächen. Als Nachfolger wird am 01.06.90 Harald Erdmann eingesetzt,. der die Kartierung fortsetzte und sich um die Einrichtung der Geschäftsstelle verdient machte. Als weitere ABM-Kräfte folgten in Blomberg Gudrun Seidel, Albrecht Flake, Sabine Schierholz und Henning Sasse, in Detmold Gisela Tubes, Ulrich Dröschmeister, Hans-Werner Frodermann, Elke Borsdorf und Susanne Wagner, in Dörentrup Gabriela Helbing und im Extertal Frank in der Wieschen.

 

Am 23.02.1988  trauern wir um Katharina Deppe, die im Alter von 78 Jahren verstirbt. Der NABU Kreisverband Lippe hat ihr sehr viel zu verdanken: ohne ihre finanzielle Hilfe und der von ihr errichteten "Adolf Deppe- Stiftung hätten der Kreisverband Lippe und seine Arbeitsgruppe Blomberg, die weit über Lippe hinaus beispielhafte Vernetzung von Feuchtgebieten nicht erreichen können. Die Adolf Deppe- Stiftung hat den Kauf zahlreicher naturschutzwürdiger Flächen in Lippe ermöglicht. Schon 1984 war das 5-jährige Bestehen der Stiftung Anlass zur Eröffnung einer Ausstellung über ihre Arbeit im Lippischen Landesmuseum durch den damaligen Regierungspräsidenten Walter Stich.

 

Durch den Einsatz von Bernd Mühlmeier werden am 07.07.1988 3,8 ha orchideenreiches Grünland an der Bega gekauft. Bis heute ist die durch uns für den Naturschutz gesicherte Fläche im Begatal auf 13 ha angewachsen. Inzwischen ist das Begatal amtlich als Naturschutzgebiet geschützt.

 

1989 wird die NAJU Lippe gegründet.
1989 wird die NAJU Lippe gegründet.

Im März 1989 wird die Naturschutzjugend (NAJU) des Kreisverbandes gegründet. Zum ersten Vorsitzenden wird Ewald Edler gewählt. Spätere Vorsitzende waren Marnie Bove und Stefan Klose. Besonders beliebt und über Lippe hinaus bekannt wurden die 14tägigen Naturerlebniswochen der NAJU in Hummersbruch. Heute bestehen NAJU- Gruppen in Detmold, Oerlinghausen und Kalletal.

Im Mai 1989 wird die erste Parzelle eines Halbtrockenrasens am Kirchberg, Gemeinde Lügde, erworben. Heute sind 3,7 ha im Eigentum des NABU. Am Kirchberg kommt die seltene und Wärme liebende Schlingnatter vor. Im gleichen Jahr konnten auch eine Niedermoorfläche von 5 ha Größe an der Bega in Büllinghausen, Gemarkung Lieme, und die 1,6 ha große feuchte Rischwiese in Leopoldstal angekauft werden. Inzwischen ist die Betreuungsfläche des NABU im Leopoldstal auf 4 ha angewachsen. In diesen oft vernässten Grünlandbeständen findet man noch schöne Bestände des Gefleckten Knabenkrauts.


Am 20.09.1989 gibt es einen Grund zum Feiern. Anlässlich des 90-jährigen Bestehens des Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV) wird im Kreishaus in Detmold durch Landrat Hans Budde die Ausstellung "Praktischer Natur- und Artenschutz" eröffnet.

 

Im Mai des Jahres 1990 wird die Geschäftstelle im Schloss Brake eröffnet. Der Landesverband Lippe stellt hierfür im Schloss einen Raum zur Verfügung. Die Betreuung erfolgte zunächst durch Harald Erdmann, der später von Hartwig Schulz und Hans-Werner Frodermann abgelöst wurde. Heute steht als kompentente Ansprechpartnerin Pia Höltzenbein zur Verfügung.

 

Am 28.10. des gleichen Jahres fasst die Landesdelegiertenversammlung NRW den Beschluss, den Deutschen Bund für Vogelschutz (DBV) in Naturschutzbund Deutschland (NABU) umzubenennen, um die umfassenden Aufgaben und Projekte des Verbandes im Natur- und Umweltschutz widerzuspiegeln. Der Kreisverband Lippe schloss sich am 20.03.1991 dieser Entscheidung an.

Der Uhu brütet erfolgreich in NABU - Schutzgebieten. Foto: B. Brautlecht
Der Uhu brütet erfolgreich in NABU - Schutzgebieten. Foto: B. Brautlecht

Auch im Jahr 1991 wurden wieder Flächen erworben um sie langfristig zu sichern und zu entwickeln. Im Februar 1991 gelang es 3,3 ha eines Kalksteinbruchs in Oerlinghausen zu kaufen und die restliche Fläche von 3 ha Größe anzupachten. Inzwischen hat der Uhu hier gebrütet und flache Fahrspuren und Tümpel dienen der Kreuzkröte als Laichgewässer.

 

Dem Ehrenvorsitzenden des NABU Lippe Hermann Schierholz wird eine besondere Ehre zu Teil. Ihm wird im Juni 1991 von Landrat Hans Pohl das Bundesverdienstkreuz verliehen. Geehrt werden hierdurch seine wissenschaftlichen ornithologischen Arbeiten und sein außerordentlicher Einsatz im ehrenamtlichen Natur- und Umweltschutz.

 

Im September 1991 konnten die ersten Zivildienstleistenden Christoph Gad und Volker Mielchen eingestellt werden, nachdem der DBV- Kreisverband Lippe zuvor nach langem Ringen als Zivildienststelle anerkannt wurde. Später unterstützten bis zu 4 Zivis den NABU bei seiner Arbeit. Für die Landschaftspflegetruppe  wurde 1991 ein VW- Bus als "mobiler Werkzeugschuppen" angeschafft. Später kamen noch ein Balkenmäher, Motorsensen- und sägen und weiteres Werkzeug hinzu. Unter der Leitung von Hans-Werner Frodermann kümmerten sich die Zivildienstleistenden fortan um die Pflanzung und Pflege von Hecken, Obstbäumen und Kopfweiden, die Anlage von Kleingewässern und die Mahd bzw. Beweidung von Extensivgrünland, Magerrasen und Halbtrockenrasen.

 

Im Oktober 1991 wurden erstmals 8000 Flaschen Apfelsaft von heimischen Streuobstwiesen gepresst. Hierdurch sollten die Apfelbäume auf den lippischen Obsthöfen als Lebensraum für Vögel, Fledermäuse, Bilche und Insekten bewahrt werden. Gleichzeitig wurden abgehende Bäume durch alte, heimische Obstsorten ersetzt. Durch Pacht und Kauf konnten zahlreiche Obsthöfe als landschaftsprägendes Element vor der Rodung bewahrt werden.

 

Ein besonders bedeutsames Ereignis für den Naturschutz in Lippe war die Gründung der Biologischen Station Lippe am 27.04.1992. Als ordentliche Mitglieder wurden Sigrid Czesla, Winfried Kuthning, Werner Loke, Bernd Milde, Friedrich Schierholz und Hans-Dieter Wiesemann entsandt. Seitdem hat sich zwischen dem NABU und der Biologischen Station eine sehr gute und erfolgreiche Zusammenarbeit entwickelt.

Ein weiterer Erfolg für den Naturschutz im Jahr 1992 war die Erhöhung der Mitgliederzahl des NABU Kreisverbandes von 1000 auf 3400 Mitglieder. Ausschlaggebend war eine Aktion zur Mitgliederwerbung durch Studenten. Damit konnte der NABU Kreisverband seine Wirkungsmächtigkeit in Lippe deutlich steigern. Heute ist er einer der größten NABU- Kreisverbände in Deutschland.

 

Mit dem Kauf von 4 ha Feuchtwiese und Erlenbruchwald in Grünau bei Bad Salzuflen im Mai 1993, kommt der NABU Lippe dem erklärten Ziel näher, jeder Ortsgruppe möglichst ein eigenes Schutzgebiet anzuvertrauen. Ebenfalls im Mai wird der "Förderverein NABU Lippe" gegründet, mit dem Ziel eine hauptamtliche Kraft im NABU finanzieren zu können.

Skudden im Extertal. Foto: Dr. K. Steinheider
Skudden im Extertal. Foto: Dr. K. Steinheider

Im Mai 1994 wurden 36 Skudden in Pflege genommen. In Zusammenarbeit mit der Biologischen Station Lippe konnte die Herde dieser kleinen, genügsamen und gefährdeten Schafrasse aus Ostpreußen, aufgestockt werden, um mit ihr extensives Grünland, Magerrasen und Halbtrockenrasen zu pflegen.

 

Im Extertal konnte durch den Kauf von 9,6 ha Grünland das Schutzgebiet Rinnenberg auf 12 ha erweitert werden. Durch weiteren Zukauf durch die NRW- Stiftung 1996/97 umfasst das Gebiet heute eine Fläche von 22 ha. Kernstück des Schutzgebiets ist der früher als Hauberg genutzte Rinnenberg mit seiner vielfältigen Frühlingsflora und der Elsbeere als seltener Baumart. Unter Anleitung durch die Biologische Station Lippe wurde in Teilbereichen die ursprüngliche Form der Waldnutzung wieder aufgenommen, um den Lebensraumansprüchen der lichtliebenden und trockenheitsresistenten Pflanzenarten gerecht zu werden.

Ebenfalls im Extertal wurden im Siekbachtal ein 27 ha großer strukturreicher Biotopkomplexes aus feuchten Wiesen, Halbtrockenrasen, Hecken, Quellen, Bach- und Waldlebensräumen erworben - das sogenannte Sprutenloch. Dieses artenreiche Mittelgebirgstal beherbergt u.a. Schwarzstorch, Eisvogel, Wasseramsel und Gebirgsstelze. Die 17 ha Grünland werden vorwiegend mit Schafen beweidet. Der Kauf erfolgte durch die NRW- Stiftung. Ministerpräsident Johannes Rau persönlich übergab das Gebiet dem NABU zur Pflege.

 

Im Oktober 1994 wird der "Lippische Diamant" als Natur- und Umweltschutzpreis für Bürger in Lippe, die sich um den Natur- und Umweltschutz besonders verdient gemacht haben, konzipiert. Preisträger waren bisher Busso Freise (1995), Heinrich Wiese (1996), Dr. Dieter Attig (1997) und Reinhild Deppe (1998).

 

1996 startet die von Willi Hennebrüder angeregte Komposteraktion des NABU Lippe. Der Verkauf von Thermokompostern und Regentonnen wurde zu einem großen Erfolg und brachte dem NABU weit über 100 neue Mitglieder. Durch die Eigenkompostierung entsteht wertvoller Humus, Transportraum und -wege werden vermindert und knapper Deponieraum eingespart.

 

Im März 1996 fand die Vertretersammlung des NABU- Landesverbandes NRW in der Stadthalle Detmold statt. Eines der Themen war naturnahe Waldbewirtschaftung. Insbesondere die beiden Kaltblüter der "Interessensgemeinschaft Zugpferde im Wald" hinterließen großen Eindruck. Eine besondere Ehrung für ihre ehrenamtliche Tätigkeit im NABU erfuhren Dr. Klaus Steinheider und Hans-Dieter Wiesemann durch die Verleihung der silbernen Ehrennadel.

 

Mit dem Kauf von 45 ha Waldfläche auf dem Tönsberg in Oerlinghausen durch die NRW Stiftung  im Juni 1998 konnte auf Antrag des NABU ein gleichermaßen ökologisch wie kulturhistorisch wertvolles Waldgebiet langfristig gesichert werden. Der 334m hohe Sandsteinzug des Tönsbergs ist einer der schönsten Aussichtpunkte im ganzen Kreis Lippe. In dem Gebiet brüten Rauhfußkäuze und Schwarzspecht und Waldschnepfe finden einen Lebensraum. Für das Haselhuhn ist der Tönsberg ein potentieller Lebensraum. Auf der Südseite konnten die Schlingnatter und verschiedene Fledermausarten nachgewiesen werden. 

 

Ebenfalls 1998 erwarb die STAFF STIFTUNG LEMGO den Rolfschen Hof, eine spätmittelalterliche Kötterstätte auf dem Hahnberg in Detmold- Berlebeck. Im Jahr 2005 wurde hier die Umweltbildungsstätte des NABU Lippe offiziell eröffnet. Schon vorher haben zahlreiche Kinder- und Jugendgruppen das Bildungsangebot des Rolfschen Hofs genutzt. Heute ist die Umweltbildungsstätte des NABU aus der lippischen Bildungslandschaft nicht mehr wegzudenken. Der Hof ist eingebettet in ein 20 ha großes, struktur- und artenreiches Mosaik aus Wiesen, Weiden, Hecken und Wäldern. In unmittelbarer Nähe besitzt der NABU einen feuchten Erlenwald. Hier findet man noch schöne Bestände des Märzenbechers.