Der Hahnberg in Berlebeck

Hecken, Niederwald und Blumenwiesen

Das extensive Grünland auf dem Hahnberg wird durch zahlreiche Hecken und Einzelsträucher belebt.
Das extensive Grünland auf dem Hahnberg wird durch zahlreiche Hecken und Einzelsträucher belebt.

In landschaftlich reizvoller Lage inmitten des Naturparks Teutoburger Wald-Eggegebirge liegt der Hahnberg bei Berlebeck. Auf dem Hahnberg finden wir heute den besterhaltensten Ausschnitt alter Kulturlandschaft im Stadtgebiet Detmold. Kernstück der Flächen ist das Gebiet um den „Rolfschen Hof“, der Umweltbildungsstätte des NABU Lippe, mit einem sehr abwechslungsreichen und vielfältigen Mosaik aus Grünlandflächen, Feldhecken und Waldstücken. Seit 1998 hat die STAFF STIFTUNG LEMGO insgesamt 20 ha dieser schutzwürdigen Landschaft erworben und dem NABU Lippe zur Verfügung gestellt. In der unmittelbaren Nachbarschaft liegt die Bergheide des „Naturschutzgebiets „Hohe Warte“.

 

Der Rolfsche Hof war ursprünglich eine kleinbäuerliche Kötterstätte, deren Wurzeln sich bis ins späte Mittelalter zurückverfolgen lassen. Er ist umgeben von einer sich handtuchartig erstreckenden, etwa 12 ha großen Hagenhufenflur, die noch heute, begrenzt durch Hecken und Feldgehölze, deutlich im Gelände zu erkennen ist. Solchermaßen gut erhaltene Hagenhufen haben aufgrund ihrer Seltenheit heute einen besonderen kulturhistorischen Wert. Verschiedene alte landwirtschaftliche Geräte am Hof und ein kleiner, für den Eigenbedarf genutzter Steinbruch zeugen noch von der ehemaligen kleinbäuerlichen Lebensweise seiner Bewohner.

Der Neuntöter bevorzugt reich strukturierte Landschaften mit Dornenhecken und Einzelsträuchern.
Der Neuntöter bevorzugt reich strukturierte Landschaften mit Dornenhecken und Einzelsträuchern.

Der hohe Wert des Gebiets mit seiner reichhaltigen Flora und Fauna ergibt sich aus der Vielfalt an Strukturen und naturnahen Lebensräumen. Im unmittelbaren Umfeld des Hofes befinden sich dornstrauchreiche Grünlandflächen, die mit dem Roten Höhenvieh, einer alten gefährdeten Rinderrasse beweidet werden. Solche Landschaftsstrukturen sind wie geschaffen für den Neuntöter, einer selten gewordenen Singvogelart aus der Familie der Würger. So wundert es nicht, dass der Neuntöter schon das ein und andere Mal am Rolfschen Hof gesichtet wurde. An den Weideflächen entlang führt, gesäumt von einer alten Haselhecke, ein Grasweg zu einem ehemaligen Niederwald auf kalkreichem Untergrund. Hier findet man eine artenreiche Krautschicht mit verschiedenen Orchideenarten, Hoher Schlüsselblume, Schwarzer Teufelskralle, Einbeere und Christophskraut. Um insbesondere thermophile, lichtbedürftige  Arten zu fördern, wurde auf Teilflächen inzwischen die Niederwaldnutzung wieder aufgenommen.

 

Rings umher erstrecken sich blütenreiche Mähwiesen. Dabei handelt es sich um die letzten nennenswerten, noch in Nutzung befindlichen, extensiven Grünlandbiotope auf Kalkuntergrund in Detmold. Vor allem in den Randbereichen wiegen sich die purpurroten Blüten der Wiesenflockenblume und der Skabiosen-Flockenblume im Wind. Daneben stehen das Stattliche Knabenkraut, eine heimische Orchidee, Purpur-Fetthenne und Ackerwitwenblume. Gelbe Farbtupfer des Wiesen-Pippaus, Scharfen Hahnenfußes und Hornklees vervollständigen das Bild. Darüber gaukeln Tagfalter wie der Kaisermantel, das Landkärtchen, der Braune Feuerfalter, das Kleine Wiesenvögelchen oder der Hauhechel-Bläuling und flattern von Blüte zu Blüte. An sonnigen Junitagen, beim ersten Heuschnitt, weht uns dabei auf allen Wiesenflächen hier und da der waldmeisterartige Heugeruch des Ruchgrases in die Nase. Im Sommer ertönt der Gesang verschiedener Heuschreckenarten auf den Wiesenflächen und angrenzenden Säumen. 

Zwischen Heilziest und Feuersalamander

Der am Hahnberg heimische Heilziest ist Nektarquelle für verschiedene Tagfalterarten.
Der am Hahnberg heimische Heilziest ist Nektarquelle für verschiedene Tagfalterarten.

In den nur sporadisch genutzten Saumbiotopen am Hahnberg finden sich typische Saumarten wie der gelb blühende Odermennig oder der Wirbeldost mit seinen in Quirlen stehenden rosafarbenen Lippenblüten. In einer feuchten Wiesenbrache am Rande des Gebiets wachsen der gefährdete Heilziest, eine alte, heute fast in Vergessenheit geratene Heilpflanze, und die Blutwurz. Im benachbarten Quellbereich kommen noch verschiedene seltene Seggenarten vor.

 

Unmittelbar an die Flächen der STAFF STIFTUNG LEMGO grenzt in Hanglage ein feucht-sumpfiger Erlenwald an, der sich im Eigentum des NABU Lippe befindet. Hier herrscht eine ganz andere Atmosphäre als in den benachbarten Grünlandflächen. Fast gespenstisch recken sich die schwarzen Stämme der Erle dem Himmel entgegen. Zwischen den Stämmen windet sich, leise plätschernd, ein kleines Rinnsal den Hang hinab. Irgendwo haben Wildschweine eine wassergefüllte Suhle angelegt. Insbesondere bei Nebel und Regenwetter scheinen hier hinter jedem Baum der Erlkönig und seine Töchter vorbeiziehenden Spaziergängern aufzulauern. Aber nicht Fabelwesen sind es, die die Szenerie bestimmen, sondern die Lebewesen unserer heimischen Flora und Fauna:

Schön, aber giftig: der Märzenbecher! Foto: D. Lühr
Schön, aber giftig: der Märzenbecher! Foto: D. Lühr

Im Vorfrühling leiten die gelben Blütensterne des Scharbockskrauts und die zahlreichen weißen Blütenglocken des andernorts bereits verschwundenen Märzenbechers die Vegetationsperiode im Erlenwald ein. Umherschwirrende Hummeln suchen nach erster Nahrung. Im Frühling ist die feuchte Luft erfüllt von den Gesängen zahlreicher Vogelarten. Sumpf-Dotterblume, Wechselblättriges Milzkraut und Bitteres Schaumkraut kommen jetzt zur Blüte. Später im Jahr wird es ruhiger im Erlenwald - die Brutvögel sind jetzt mit der Jungenaufzucht beschäftigt. Auch blühende Pflanzen zeigen sich nur noch spärlich. Vielleicht entdeckt man mancherorts noch die gelben Blüten des Hain-Gilbweiderichs oder die blauen Blüten des Bach-Ehrenpreises. Der Erlenwald verliert aber auch dann nicht seinen Reiz, zumal man hier mit etwas Glück noch den Feuersalamander entdecken kann.

Im Jahr 2006 konnte das Gelände auf dem Hahnberg um eine weitere Fläche erweitert werden. Eine von Ameisenhügeln übersäte, alte, heute brach gefallene Schafweide wurde von der STAFF STIFTUNG für den NABU erworben. Auf dieser „Buckelweide“ finden sich als Relikte der ehemaligen Beweidung noch verschiedene Magerkeitszeiger. Ein typisches Beispiel ist die Dornige Hauhechel. Diese blühprächtige Art der Roten Liste wird von Schafen wegen ihrer Dornen weitestgehend gemieden und kann sich so auf Weideflächen ausbreiten. Die trocken-warmen Ameisenhügel als Sonderstandort bevorzugt der stark duftende Feld-Thymian. Hier finden sich auch Hungerblümchen und Erdbeerfingerkraut. Durch gezielte Nutzung der Fläche soll in den nächsten Jahren das vorhandene Artenpotential der Fläche gesichert und die ökologische Qualität der Fläche verbessert werden.